Eine kritische Bestandsaufnahme. Man liest es ständig in der Zeitung. Deutschland ist in Bezug auf die Nutzung der Photovoltaik wieder einmal im Umbruch. Es wird kontrovers über die Höhe der Einspeisevergütung im Rahmen des EEG und in diesem Zusammenhang natürlich auch grundsätzlich über die Sinnhaftigkeit der Solarstromnutzung debattiert. Nachdem ich mich anfangs in dieser Debatte zurückgehalten habe, möchte ich in diesem Beitrag einmal meine Gedanken zusammenfassen, aus der Sicht eines derjenigen, die den deutschen Photovoltaik Markt quasi von Anfang an verfolgen.
Nach 10 Jahren EEG denke ich kann man mit Recht behaupten, dass das Gesetz eine große Erfolgsgeschichte für Deutschland darstellt. Die Deutsche Politik hat es geschafft eine Unterstützung für Erneuerbare Energien zu organisieren, die im Gegensatz zu vielen anderen staatlich initiierten Programmen mit relativ geringem bürokratischen Aufwand und mit einem großen marktwirtschaftlichen Element daher kommt. Es wurde auf der einen Seite nicht der reinen ökonomischen Lehre gefolgt, in dem man für verschiedene aussichtsreiche Technologiezweige abgeschottete Teilmärkte geschaffen hat. Innerhalb dieser Teilmärkte wiederum herrscht jedoch ein starker Wettbewerb um die besten Produkte und die günstigsten Preise. Dass das EEG inzwischen weltweit vielfach kopiert wird ist ein gutes Zeichen dafür, dass man hier wohl einiges richtig gemacht hat.
Allen die damals vor der Einführung des EEG argumentierten man solle – in Bezug auf die Photovoltaik – weiterhin ausschließlich in die Forschung investieren, sollte inzwischen klar geworden sein dass reine Grundlagenforschung ohne die Kopplung an industrielle Forschung und Entwicklung niemals zu den Ergebnissen geführt hätte, die wir heute sehen. Wie hätte die Wundersolarzelle auch aussehen sollen ab der dann schließlich ein Markteinführungsprogramm zu rechtfertigen gewesen wäre.
Ich denke der Schritt damals, gleichzeitig auf die Grundlagenforschung und die Markteinführung zu setzen war goldrichtig und hat uns nicht nur neue Technologieansätze und Wirkungsgradrekorde in den Labors verschafft, sondern auch industrielle Fertigungsstätten, die inzwischen ihren Manufaktur Charakter verloren und einen sehr hohen Automatisierungsgrad erreicht haben. Es gab deutliche Verbesserungen im Wirkungsgrad der kristallinen Zellen, es wird wesentlich weniger Material zur Zellherstellung verbraucht, die Zellen können deutlich günstiger produziert werden und es gibt zahlreiche Dünnschichttechnologien, die inzwischen die Serienreife erreicht haben. Insbesondere die deutsche Maschinenbaubranche, die weltweit neue Solarzellenfabriken und Modulfabriken mit Automatisierungsequipment bestückt, hat hier vieles erreicht und kann mit Recht davon sprechen in vielen Sparten die Technologieführerschaft inne zu haben.
Man sollte aber bei aller Begeisterung dieser Entwicklung die Schwächen der Entwicklung in Deutschland nicht vollständig ausblenden und die Diskussion über die Zukunft der Photovoltaik nicht ausschließlich auf die Höhe der Einspeisevergütung reduzieren. Schaut man sich zum Beispiel die deutschen Zell- und Modulhersteller an, also diejenigen die das zuvor erwähnte Produktionsequipment im eigenen Land aufgestellt haben, so kann man hier keineswegs eine herausragende Position im weltweiten Markt ausmachen. Ein Blick auf die Extrema der Branche soll diese Überlegung verdeutlichen:
Wer stellt zur Zeit die Module mit dem höchsten Wirkungsgrad her ? Ich denke die Antwort dürfte heißen “Sunpower” mit ihren rückseitenkontaktierten monokristallinen Zellen, die im Silicon Valley in Kalifornien entwickelt wurden und auf den Philippinen produziert werden. An zweiter Stelle dürfte dann wohl Sanyo liegen mit der HIT Technologie einer Kombination aus monokristallinem Silizium mit Dünnschichttechnik. Die Fertigung findet in Japan statt. Die maximalen Leistungsdichten von Sunpowermodulen liegen im Moment bei bis zu 185W/m². Ein Modul mit auch nur annähernd gleicher Leistungsdichte aus deutscher Produktion habe ich bisher noch nicht gesehen. Die Technologischen Grundlagen für diese Zellen dürften sind am ISE in Freiburg oder am ISFH in Hameln allerdings durchaus bekannt.
Kommen wir zum anderen Extrem und stellen die Frage wer zur Zeit die preisgünstigsten Module herstellt ? Hier dürfte die Antwort nach wie vor “First Solar” mit ihren Dünnschichtmodulen aus CdTd (Cadmium Tellurid) heißen. First Solar produziert zwar in Frankfurt an der Oder, die Entwicklung erfolgte aber ausschließlich in den USA und dort und in Malaysia wird neben Frankfurt auch produziert. Die parallel verlaufene Entwicklung deutscher CdTd Module durch das Battelle Institut in Frankfurt am Main und anschließend durch die Fa. Antech ist im Zuge der Babcockpleite untergegangen.
Stellt sich die Frage wodurch sich eigentlich die deutschen Hersteller auszeichnen. Q-Cells, Solarworld, Bosch Solar etc… Man gewinnt den Eindruck hier wird in erster Linie Masse produziert, zwar mit einer guten Qualität aber herausragendes kann ich hier nicht erkennen. Oder fehlt es hier lediglich an Kommunikation ? Vergleicht man die Deutschen zum Beispiel mit den großen chinesischen Herstellern wie Suntech, Trina oder Yingli lässt sich – zumindest auf den ersten Blick – kein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal ausmachen außer dem Verkaufsprädikat “Made in Germany”.
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht die Anekdote, dass sehr viele der chinesischen Solarfirmen über exzellente Kontakte nach Australien verfügen, ja das einige der führenden Mitarbeiter sogar über beide Staatsangehörigkeiten verfügen: die Chinesische und die Australische. Man hat dort in der Regel an der UNSW (University of New South Wales) bei Prof. Martin Green studiert, der in Fachkreisen als der “Papst” für kristalline Siliziumtechnologie gilt. Die UNSW und das deutsche Fraunhoferinstitut für solare Energietechnik in Freiburg dürften hier so ziemlich auf dem gleichen Technologischen Level stehen, so dass man vorraussetzen kann, dass es einen Technologievorsprung gegenüber den Chinesen nicht gibt.
Eine wichtige Frage die ich mir auch bereits einmal in einem anderen Artikel in diesem Blog gestellt hatte ist die Frage nach den Innovationen im Modulsektor. Während die Zellen von Jahr zu Jahr besser, leistungsfähiger und billiger wurden, sehen die Module – von der Größe abgesehen – noch immer aus wie vor 20 Jahren. Viele der Modulhersteller haben offenbar noch immer nicht bemerkt, dass Ihr Produkt am Besten auf Dächern aufgehoben ist und dass man was die Ausschöpfung von Synergie Effekten angeht hier noch ein großes bislang ungenutztes Betätigungsfeld hat.
Zurück zur aktuellen Diskussion: Unbestritten ist doch bei allen Beteiligten, dass Solarstrom weiterhin kostengünstiger werden muss und dass wir alle nicht damit zufrieden sein können sehr viel Geld dafür zu investieren um am Ende vielleicht nur 2% des deutschen Strombedarfes mit Photovoltaik zu decken. Dass die Kosten von denen, die schon immer gegen die Photovoltaik waren dabei in aller Regel maßlos übertrieben werden und dass hier oft nicht das sachliche Argument sondern wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen ist eine bedauerliche Tatsache. Trotzdem glaube ich, dass die gesamte deutsche Photovoltaikbranche gut beraten ist hier nicht mit den gleichen unlauteren Mitteln zu arbeiten, die sie der ungeliebten konventionellen Energiewirtschaft -oft zu Recht – vorwirft. Transparenz und Offenheit sind Zeichen von Stärke. Übertriebene Lobbyarbeit hinter den Kulissen weckt dagegen Misstrauen.
Ich würde mir wünschen, dass sich der “Kampf der Branche” weniger auf die möglichst lange Erhaltung hoher Einspeisevergütungen konzentriert, sondern noch entschiedener und noch konsequenter auf Kostensenkungs und Technologieverbesserungspotenziale. Wo können in Zukunft bei der Photovoltaik weitere Einsparungen erfolgen? Ich denke die Hauptrolle spielt hier nach wie vor der Preis der Solarzellen und der Solarmodule. Auch in der Wechselrichtertechnik gibt es sicherlich noch Spielräume zur Kostensenkung. Doch was die Systemtechnik angelangt werden die Kosten eher steigen. Die Rohstoffe wie Stahl, Alu und Kupfer für die Unterkonstruktionen und die Kabel werden nach dem Ende der Rezession sicherlich wieder teurer werden. Auch bei den Montagekosten sehe ich keine weiteren Senkungspotenziale. Aus meiner Sicht gibt es hier nur eine Strategie, die schon sehr lange immer wieder diskutiert wird, bislang allerdings nur kläglich umgesetzt wurde: Synergie Lösungen. Wir sollten endlich aufhören Photovoltaikanlagen auf unsere Dächer zu bauen sondern endlich damit beginnen Dächer, Schallschutzwände und Fassaden herzustellen, die als Abfallprodukt zusätzlich Strom erzeugen. Alle diese Ideen gibt es schon lange aber es sind noch immer “Ausnahmen”. Der Standard ist nach wie vor die “nachträglich installierte Photovoltaikanlage” ein Modell, dass im Zuge der immer stärker notwendig werden Kostenreduzierung sicherlich keine Zukunft haben dürfte. Hier gibt es nach wie vor ein großes Innovationspotenzial. Alles was ich bisher auf diesem Gebiet gesehen habe waren Sonder- und Nischenlösungen, die viel teurer waren als die Lösungen mit Standardmodulen und konventioneller Aufständerung. Das muss nicht so bleiben…
Ich denke, dass in der augenblicklichen Situation eine zusätzliche Absenkung der Einspeisevergütung durchaus gerechtfertigt ist. Die deutsche Photovoltaikbranche wird daran nicht zu Grunde gehen. Ein Problem ist vielmehr die überhastete Ankündigung die Senkung schon im April durchziehen zu wollen. Das wirft viele bereits geplante Projekte um und schafft unnötige Unruhe im Markt. Hier wäre die Politik besser beraten die Situation zunächst gründlich zu analysieren und dann mit einem Zeithorizont von mindestens einem halben Jahr Vorlauf zu agieren. Was aus meiner Sicht absolut zu begrüßen ist, ist die Tatsache, dass die Vergütung des Eigenverbrauchs von Solarstrom sogar noch etwas gesteigert werden soll und dass die 30 kWp Grenze für die Eigenbedarfsregelung fallen soll. Für viele Gewerbebetriebe mit großen Hallendächern ist dies eine attraktive Möglichkeit und für diejenigen, die die Technologien der Zukunft entwickeln ein Anreiz über Möglichkeiten nachzudenken die Solarstromerzeugung besser auf den Verbrauch abzustimmen. Hier gibt es noch viele Ideen und Möglichkeiten über die sich bis Dato mangels Anreiz noch niemand so recht Gedanken gemacht hat.
Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass in einer – hoffentlich nicht mehr allzu fernen Zukunft – bis zu 35% des deutschen Strombedarfs mit Photovoltaik gedeckt werden kann und dass wir es schaffen können die Energieversorgung Deutschlands auf 100% “Erneuerbare Energien” umzustellen. Diese Energie muss aber auch für alle verfügbar, das heißt kostengünstig und bezahlbar sein.
Wie sieht das ganze eigentlich bei Schottsolar aus?
Hallo,
ich möchte nicht in Abrede stellen, dass man sich bei Schott sicherlich sehr um das Thema Qualität bemüht, doch das behaupten andere Hersteller auch. Was die Leistung der Module angeht hat das leistungsstärkste Modul (Schott Poly 235) eine Leistungsdichte von 140 W/m². Das bekommt man von Chinesen wie Suntech oder Trina auch. Und was den Preis angeht, treibt Schott seine Mitbewerber sicherlich auch nicht vor sich her. In wieweit die Qualität und die Langzeitstabilität der Module wirklich besser ist, wird die Zeit zeigen…
Gruß pvbuero