Energiespararchitektur und Solarenergie

Das Passivhaus ist in Frankfurt inzwischen zum Standard geworden berichtet Dr. Werner Neumann der Leiter des Frankfurter  Energiereferats in der neusten Energiedepesche des Bundes der Energieverbraucher und freut sich, dass man inzwischen viel Erfahrung mit dem Thema gesammelt habe und Hausbauer gute Gründe anführen müssten, wenn Sie vom Passivhausstandard abweichen wollten.

Das Passivhaus ist in Frankfurt inzwischen zum Standard geworden berichtet Dr. Werner Neumann der Leiter des Frankfurter  Energiereferats und freut sich, dass man inzwischen viel Erfahrung mit dem Thema gesammelt habe und Hausbauer gute Gründe anführen müssten, wenn Sie vom Passivhausstandard abweichen wollten.

Das ist gut so und war lange überfällig. Solarenergienutzung (Photovoltaik, Solarthermie und passive Sonnenenergienutzung) macht nur wirklich Sinn, wenn auch der verbleibende Energieverbrauch eines Gebäudes so gering wie möglich gehalten wird. Verbraucht ein Altbau noch gut und gerne 150-250 kWh/m² beheizter Wohnfläche an Energie (das sind 15-25l Heizöl bzw. 15-20m³ Erdgas pro Quadratmeter), so reichen für ein Passivhaus gerade mal 10-15 kWh/m². Das ist ein gewaltiger Schritt, reduziert die künftigen Betriebskosten der Gebäude enorm und liefert einen guten Beitrag zum Klimaschutz.

Chance auf eine große Photovoltaikanlage leider verspielt: Norddach eines Niedrigenergiehauses in Darmstadt

Die architektonische Ausführung vieler Passiv- und Niedrigenergiehäuser läßt einen solarbegeisterten Planer oder Solarteur jedoch oft ratlos zurück.  Mehr noch. Es grenzt schon an eine Unverschämtheit, wie den Bewohnern dieser Häuser oft die Möglichkeit zur sinnvollen Solarenergienutzung systematisch genommen wird. Klar, bei einem Passivhaus müssen die Flächen der Außenwände im Verhältnis zum Raumvolumen minimiert werden, um Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten. Außerdem sollten auf der Südseite möglichst große Fensterflächen vorgesehen werden, um solare Gewinne zu ermöglichen und auf der Nordseite Fenster möglichst gar nicht vorkommen. Doch warum braucht ein Passivhaus ein leicht nach “Norden” abfallendes Pultdach, dass zu allem Überfluss oft noch als Grasdach ausgeführt wird? Ohne Not eingeschränkte Photovoltaiknutzung an Niedrigenergiehaus in DarmstadtPassivhausbesitzer sind meist sehr energiebewußte Menschen und ist das Passivhaus erst mal annähernd abbezahlt, wird sofort über die Nachrüstung einer thermischen oder oft einer Photovoltaischen Solaranlage nachgedacht. Für die 4-8m² die für einen Kollektor zur Warmwasserbereitung gebraucht werden findet sich oft noch ein kleines Plätzchen irgendwo an der Südfassade aber eine “sinnvolle” Photovoltaikanlage ist meist nicht mehr möglich. Die Betonung liegt hierbei auf sinnvoll.   Meist endet die Sache in einem Aufständerungskrampf auf der leicht abschüssigen Nordseite oder auf der Garage, die den halben Tag im Schatten liegt. Dabei treten dann natürlich die üblichen Probleme bei der Befestigung auf, wie sie von Flachdächern schon hinlänglich bekannt sind (siehe Aufständerungsorgie auf Flachdächern ). Und all das geschieht völlig ohne Not. Würde man das oft mit 7-15° nach Norden geneigte Pultdach nach Süden drehen, hätte man zwar vielleicht minimal mehr Wärmeverluste auf der Nordseite, dafür schon bei einem kleinen Passiv-Reihenhaus eine Dachfläche zur optimalen Anbringung von 9-10 kWp Photovoltaikleistung. Diese Fläche liefert im Jahr 8100-9000 kWh Strom und macht so im Handumdrehen ein Passivhaus zu einem Plusenergiehaus oder anders ausgedrückt: Sie macht das Passivhaus gleichzeitig zur Solartankstelle der Zukunft.

Solararchitektur vom Freiburger Architekt Rolf Disch. Marke Plusenergiehaus

Da scheint bei der Planung offensichtlich nicht immer nur energetischer Sachverstand eine Rolle zu spielen, sondern ein alter Streit über die beste Klimaschutzstrategie wieder zum Vorschein zu treten. Es gab Architekten, die Solartechnik und insbesondere Photovoltaikanlagen schon immer mit der Begründung abgelehnt haben, dass man den Euro nur einmal ausgeben könne und dass man das Geld sinnvollerweise in Wärmedämmung und Passivhausbauweise investieren solle anstatt in die vermeintlich viel zu teure Photovoltaik. Dass dies völliger Unsinn ist und dass man das eine tun sollte ohne das andere zu lassen, beweist Rolf Disch, der Freiburger Solararchitekt. Wenn man den Raum Darmstadt nur ein paar hundert Kilometer in Richtung Süden verlässt, kann man sehen, wie zukunftsfähige und sinnvolle Architektur aussehen kann nach dem Motto: Passivhaus + Photovoltaik + Solarthermie = Plusenergiehaus. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis auch endlich im Rhein-Main Gebiet durchsetzt.

Kommentare

  1. statt in herablassendem und besserwisserischem Duktus Architektur einzig über
    den Energieleisten zu brechen, wünschte ich mehr konstruktive Beiträge,
    z.B. wie man auf einem leicht nach Norden geneigten Pultdach trotzdem ohne
    Aufständerung sinnvolle Thermieerträge erzielen kann.
    Gruß
    W.Platz
    Architekt

  2. Sehr geehrter Herr Platz,
    herablassend und besserwisserisch haben wir in den letzten 20 Jahren in erster Linie Architekten erlebt, die energetische Gesichtspunkte oft komplett ignoriert haben. Auch ihr Beitrag zeigt wie wenig Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben, wenn Sie ein Planungsbüro für Photovoltaik nach Thermieerträgen befragen… So wird ein konstruktiver Dialog, den auch wir uns wünschen , wohl nicht zustande kommen.
    Übrigens: Es gibt physikalische Grundlagen unseres Tuns, die wir auch mit gutem Willen nicht ignorieren können.

    Gruß Matthias Diehl
    pvbuero

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