Konstruktive Weiterentwicklung des EEG

das Erneuerbare Energien Gesetz ist inzwischen seit 10 Jahren in Kraft und gerät trotz des riesigen damit verbundenen Erfolgs zunehmend in die Kritik der konventionellen Stromlobby, die versucht durch gezielte Beeinflussung der Öffentlichkeit die Erfolge zu diskreditieren und in erster Linie die Kosten in den Vordergrund zu spielen.

Das letzte Argument, dass Ihnen noch geblieben ist. Von einer großen Lobby der Solarbefürworter ist hier die Rede, die entgegen jedem wirtschaftlichen Verstand Milliardensubventionen durchdrückt, die die Allgemeinheit zu bezahlen habe. Unterstützt werden diese Kampagnen der konventionellen Stromwirtschaft häufig durch die Presse wie Spiegel, Spiegel Online oder FAZ, die in Bezug auf die Neutralität Ihrer Berichterstattung hier eine sehr fragwürdige Rolle spielen. War – und ist – es denn nicht eigentlich die konventionelle Energiewirtschaft, die durch Ihre weitgehend unsichtbare Lobby über Jahrzehnte jede Veränderung der konventionellen Energieversorgung systematisch unterdrückt hat ? In deren Büros sogar Gesetzestexte formuliert wurden, die dann von den personell oft verquickten Ministerien fast wortwörtlich übernommen und von den Parlamentariern nur noch abgenickt wurden?

Von Wirtschaftlichkeit wird hier oft fabuliert, eine Wirtschaftlichkeit die mit der Nutzung erneuerbarer Energien niemals zu erreichen sei. Doch galt in der Branche der Energiewirtschaft jemals das Gesetz der Marktwirtschaft ? In einigen Fällen in Bezug auf den Wettbewerb um Industriekunden mag es so etwas andeutungsweise hin und wieder gegeben haben. Im großen und Ganzen war die Energiewirtschaft immer eine Art Planwirtschaft aus der sich dann ab 1998 im Strombereich ein Oligopol von vier marktbeherrschenden Konzernen her ausgebildet hat. Hier wurden über Jahrzehnte Kraftwerke und Stromnetze ohne jeglichen Wettbewerb gebaut. Hier gab es eine Investitionsaufsichtsbehörde, die den Unternehmen bei Ihren Investition eine feste Eigenkapitalrendite zugestanden hat. Bezahlt hat das alles natürlich der Stromverbraucher – wer auch sonst. Nun da man sich anschickt die größte jemals dagewesene Transformation unserer  Energieversorgung hin zu einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien anzustoßen, darf dass alles angeblich so nicht mehr funktionieren und ruiniert die Volkswirtschaft und die Kassen der Verbraucher.

Dass diese Kampagnen nur darauf ausgerichtet sind, eigene Besitzstände zu wahren, ist so offensichtlich, dass es schon seltsam ist wie einseitig in den Medien teilweise darüber berichtet wird. Das muss wohl auch damit zusammenhängen, dass den Printmedien immer mehr die Anzeigenkunden und gleichzeitig die Abonnenten abhanden kommen und dass unabhängiger Journalismus in diesem Umfeld immer schwieriger wird. Wie sonst erklären sich Aufbauschungen von Kosten für –z.B. die Photovoltaik, wo Vergütungsumlagen auf 20 Jahre hochgerechnet werden, die der Verbraucher für die Einführung dieser Technologie aufzubringen habe. Dass diese Technologie aber in den letzten Jahren rasant billiger geworden ist und dass man schon in Kürze selbst im nicht sonnenverwöhnten Deutschland Solarstrom billiger an die Steckdose bringen kann als Atom – und Kohlestrom wird verschwiegen.

Dass die Grenzkosten der Erneuerbaren Energien – also die Kosten, die anfallen, wenn die Kraftwerke erst mal abgeschrieben sind – durch die fehlenden Brennstoffkosten bei fast Null Euro liegen, erwähnt ebenfalls niemand. Oder hat sich schon mal jemand von den Herrn der genannten Medien überlegt, dass ich genauso gut eine Strompreiserhöhung von RWE auf die nächsten 20 Jahre hochrechnen kann um dem Verbraucher mit Milliardensummen klarzumachen wie er hier hilflos abgezockt wird. Ich jedenfalls habe es nicht erlebt, dass der Strompreis in den letzten Jahren mal gefallen wäre. Und wo bitteschön bleibt der volkswirtschaftliche Schaden, der durch die Milliardengewinne der vier großen Stromkonzerne entsteht, der ohne jeglichen nennenswerten Wettbewerb entstanden ist ?

Das Ärgerliche an diesem einseitigen Journalismus ist, dass es ja durchaus berechtigte Kritik am derzeitigen Erneuerbaren Energien Gesetz gibt, und dass auch aus der Sicht der Befürworter viele Dinge besser laufen könnten, bzw. dass es nach 10 Jahren nun langsam an der Zeit ist über einige strukturellen Verbesserungen nachzudenken. Auch ein überzeugter Befürworter des EEG wie ich will nicht im Jahr 2020 einen Solarstromanteil von vielleicht 2% zu gigantischen Kosten. Auch mir ist durchaus bewusst, dass durch die bestehende Förderung eine Ungleichbehandlung verschiedener Technologien erfolgt, die technisch ab einem bestimmten Punkt nicht mehr sinnvoll ist. Leider wird diese konstruktive Debatte auch im Kreis der Befürworter dadurch zurückgedrängt, dass ständig ausschließlich über Vergütungshöhen debattiert wird.

Ein Hauptkritikpunkt, den ich am EEG habe, ist die einseitige Konzentration auf einen festen Arbeitspreis für die eingespeiste kWh Strom. Für die Einführung der Technologien war das durchaus sinnvoll, da sich bisher die Fragen nach Speicherung und Lastmanagement nicht wirklich gestellt haben. Ab einem Anteil von ca. 20% stark volatiler Erneuerbarer Energien im deutschen Stromnetz wird dies jedoch langsam ein Thema. Die technischen Konzepte, diese Herausforderung zu meistern, sind im Prinzip alle vorhanden oder ließen sich durch gezielte Förderung relativ schnell entwickeln. Da wäre zum einen die Speicherung von Energie und da wäre das Thema Lastmanagement, häufig unter dem Begriff “Smart Grid” diskutiert. Diese Konzepte sind vorhanden, es geht jetzt lediglich darum, sie möglichst rasch einzuführen und die verschiedenen Technologieansätze zu erproben. Doch wie soll die Einführung dieser Techniken eigentlich erfolgen? Warten wir alle kollektiv darauf, dass unsere Netzbetreiber das Geld dafür in die Hand nehmen und das Smart Grid einführen ? Warum sollten Sie das tun? Es kostet viel Geld und es bringt Ihnen gar nichts.

Die meisten Netzbetreiber sind noch immer eng verbunden mit den Betreibern konventioneller Kraftwerke. Diese aber haben nur zwei Ziele: Ihre Grundlastkraftwerke mit einer möglichst hohen Betriebsstundenzahl durchlaufen zu lassen und mit Ihren Spitzenlastkraftwerken möglichst hohe Strompreise zu erzielen. Wieso sollten also ausgerechnet die ein Smart Grid entwickeln – oder gar modere Speichertechnologien? Die Diskussion um die Markteinführung dieser Technologien erinnert mich an die Anfänge von Photovoltaik und Windenergie vor der Einführung des EEG (bzw. vor der Einführung des Stromeinspeisegesetzes bei der Windenergie): Damals gab es auch jede Menge Forschungs- und Entwicklungsprojekte, in denen die konventionelle Stromwirtschaft zu zeigen versuchte, dass das alles nicht vernünftig funktioniert. Der GROWIAN (Großwindanlage) im Kaiser Wilhelm Koog sei hier als Musterbeispiel genannt. Bei der Photovoltaik hieß es damals immer: “Wir müssen mehr in Forschung und Entwicklung investieren” für die Markteinführung sei die Technologie noch nicht reif und viel zu teuer. Dieser Denkweise zu Folge hätten man also bis zum Sankt Nimmerleinstag forschen sollen, bis man schließlich die Wundersolarzelle entwickelt hätte, deren Markteinführung sich lohnte. Wie diese Wunderzelle aussehen sollte, hat niemand gesagt.

Diese Erfahrungen haben mich gelehrt – und das gilt für die nun einzuführenden Technologien genauso wie für die Photovoltaik und die Windenergie – man sollte nicht auf die Einführung des Vegetarismus warten und den Metzger mit der Durchführung beauftragen. Wir warten ewig. Was aus meiner Sicht dringend geboten ist, ist zweierlei. Zum Einen müssen die Netze viel stärker von der konventionellen Stromwirtschaft entkoppelt werden. Was spricht dagegen, Netze grundsätzlich in öffentlicher Hand zu halten ? Einen Wettbewerb der Netzbetreiber lässt sich auf Grund des natürlichen Monopols ohnehin nicht organisieren. Der weitaus wichtigere Teil wäre allerdings die Weiterentwicklung des EEG hin zu einer Leistungskomponente. Das bedeutet, dass derjenige, der nicht einfach das einspeist was gerade von Sonne oder Wind angeboten wird, ins Netz einspeist, sondern ein Leistungsangebot macht, einen deutlich besseren Vergütungspreis erzielen kann. Man könnte z.B. Standardeinspeiseprofile festlegen, die sich an den Standardlastprofilen auf der Verbrauchsseite orientieren, die zu einer besseren Vergütung führen. So könnte man gezielt Anreize schaffen, die Einspeisung besser an die Verbrauchsgegebenheiten anzupassen. Mit Hilfe des Internets ließen sich sogar Verbraucher und Erzeuger miteinander verbinden, um so die Schwankungen beim Verbrauch besser mit denen bei der Einspeisung zu synchronisieren. Ich halte es für die beste, effizienteste und billigste Lösung wenn man die Entwicklung und Einführung dieser Techniken durch ein verbessertes EEG allen Marktteilnehmern überlässt, als zu warten, bis der Netzbetreiber mal auf die Idee kommt so etwas zentralistisch einzuführen… Darauf würden wir mit ziemlicher Sicherheit ewig warten.

Wenn es gelingt, dass sich die großen Windparks in Zukunft nur noch dann gut rechnen, wenn sie in Kombination mit einem Biomassekraftwerk, einem Speichersee oder einem Druckluftspeicher betrieben werden, wenn sich Photovoltaik dann besonders gut rechnet, wenn die Mittagsspitze durch einen Akkuspeicher abgepuffert wird und dann eingespeist wird, wenn besonders viel Strom gebraucht wird oder wenn sich ein Kraftwerkspark aus Photovoltaik und Windenergie dadurch besonders gut rechnet, dass er mit einem großen Wasserstoffelektrolyseur ausgerüstet wird und der in Überschusszeiten produzierte Wasserstoff ins Erdgasnetz eingespeist wird, dann ist das EEG auf einen guten Weg gebracht und wird uns zielsicher in eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien führen.

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte geben Sie folgende Zeichen ein: *