Immer wieder machen Meldungen die Runde, es gäbe eine Überlastung des deutschen Stromnetzes, da temporär zu viel Wind oder Solarenergie eingespeist werde, die zeitgleich keinen Abnehmer finde. Diese Aussage hält dann auch als Begründung dafür her, dass neue Stromtrassen gebaut werden sollen um überschüssige Windenergie aus dem Norden in den windärmeren Süden Deutschlands zu transportieren. Stutzig macht einen dabei, dass auch die konventionelle Stromwirtschaft, die die Windenergie ja bekanntlich nicht besonders mag, diese Trassen für unverzichtbar hält und dass sie ausgerechnet von den Braunkohlerevieren, also den Standorten großer Braunkohlekraftwerke zu den Standorten der jetzt stillzulegenden oder bereits stillgelegten Kernkraftwerken führen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Klartext: Der Betreiber eines Braunkohlekraftwerkes hat ein massives Interesse an diesen Leitungen, da er bei starker Windstromeinspeisung im Moment vor der Wahl steht sein Kraftwerk herunter zu fahren, was mehrere Stunden dauert oder den Strom billig irgendwo hinzuschieben, wo sich noch ein Verbraucher findet. Da kommen neue Leitungen, die der Stromverbraucher bezahlt und deren Kosten man auf die Windenergie schieben kann, gerade recht.
Doch wieso gibt es eigentlich überschüssigen Strom ? Wir beklagen uns doch alle über zu hohe Strompreise, zu hohe Gaspreise, zu hohe Spritpreise ?
Strom kann jederzeit und sofort in andere Energieformen umgewandelt werden. Die Erzeugung von Wärme mit überschüssigem Strom ist die einfachste und billigste Methode überschüssigen Strom loszuwerden. Auch Kälte ließe sich mit überschüssigem Wind- oder Solarstrom erzeugen und bei Bedarf für einige Zeit speichern.
Und warum passiert das nicht?
Ganz einfach: Weil beim Endkunden kein realistischer Strompreis ankommt und weil durch unsinnige technische Richtlinien Energiepolitik betrieben wird. Hätte der Endverbraucher bei Starkwind die Möglichkeit seinen Strom für ein paar Stunden statt für 25Cent/kWh für 10 Cent/kWh einzukaufen, wären die Stromüberschüsse schneller verschwunden als man gucken könnte und der Gesetzgeber könnte sich die Förderung von Energiespeichern getrost sparen. Das würde der Markt schon von selbst erledigen. Stattdessen sind wir inzwischen gezwungen jedem Betreiber einer kleinen 5kWp Photovoltaikanlage einen Rundsteuerempfänger!! (mittelalterliche Technik aus dem Museum) einzubauen, damit die Anlage im Bedarfsfall bei „zu viel Strom im Netz“ abgeregelt werden kann. Selbst die Netzbetreiber sagen, dass das Unsinn sei und in der Praxis bei so kleinen Anlagen nie angewandt würde. Das gewünschte Ziel wird aber erreicht: Solarstrom aus privaten Anlagen wird wieder sinnlos ein wenig teurer gemacht. Für das gleiche Geld könnte man in einem Privathaushalt auch einen Heizstab in den Warmwassertank stecken und die paar kWh „Überschussstrom“ verheizen.
Darum die Frage an die Politik: Wo bleibt der tagesvariable Strompreis, der nicht nur an der Strombörse gehandelt werden kann, sondern beim Endverbraucher genutzt werden kann um Energie dann billiger zu beziehen, wenn sie „angeblich“ im Überschuss vorhanden ist. Ich würde mir sofort im Garten ein Loch ausgraben und einen riesigen Warmwasserspeicher einbauen, der die Energie sogar über den Winter bringen kann. Hier kann man sehen, wie so etwas geht…
Und nochmal: ZUVIEL STROM GIBT ES NICHT!!!
„…dass sie ausgerechnet von den Braunkohlerevieren, also den Standorten großer Braunkohlekraftwerke zu den Standorten der jetzt stillzulegenden oder bereits stillgelegten Kernkraftwerken führen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
Das wird von HGÜ-Gegnern seit einigen Jahren behauptet. Trifft aber so nicht zu. Schauen Sie sich bitte die Netzpläne an.
“Ganz einfach: Weil beim Endkunden kein realistischer Strompreis ankommt und weil durch unsinnige technische Richtlinien Energiepolitik betrieben wird. Hätte der Endverbraucher bei Starkwind die Möglichkeit seinen Strom für ein paar Stunden statt für 25Cent/kWh für 10 Cent/kWh einzukaufen, …
Darum die Frage an die Politik: Wo bleibt der tagesvariable Strompreis, der nicht nur an der Strombörse gehandelt werden kann, sondern beim Endverbraucher genutzt werden kann um Energie dann billiger zu beziehen, wenn sie „angeblich“ im Überschuss vorhanden ist”
Das sehe ich auch so. Es wäre gut, wir würden Preissignale nutzen, um Angebot und Nachfrage von Strom zusammenzubringen. Und nicht nur “tagesvariable” Strompreise sondern variable Strompreise in Echtzeit.
Allerdings kommen wir dann wieder auf Stromleitungen zurück. Ein Markt funktioniert gut, wenn viele Anbieter und Nachfrager vorhanden sind. Und keiner zu große Marktmacht hat.
Das Stromnetz ist jedoch ein natürliches Monopol. Nur mit starker stattlicher Regulierung und vielen Anbietern und Nachfragern ist dieses Monopol zu überwinden.
Raimund Kamm
habe auch das Problem
Wir werfen jeden Tag 400 kWh Strom weg, jetzt, im Sommer von 2 Solaranlagen, die nicht ans Netz angeschlossen sind
wegen zu komplizierter Bürokratie.
Was kann man machen ? Bitcoins, Hochtemperaturlangzeitspeicher, Strom-Tankstelle ?
Hallo. Ich Frage mich schon eine ganze Zeit lang, ob das Stromnetz überhaupt durch Solaranlagen überlastet werden kann. Beispiel: Das Stromnetz wird von einem Kraftwerk (z.B. Atomkraftwerk) und von einem Solarkraftwerk auf einem Einfamilienhaus gespeist. Am Netz hängt nur eine Maschine. Die Stromstärke dieser Maschine ist bestimmt durch die anliegende Spannung (230V) und ihrem elektr. Widerstand. Durch diese Maschine, und somit auch durch das Netz, wird nicht mehr Strom fließen wenn nun noch weitere Solaranlagen an das Netz angeschlossen werden. Eine Überlastung des Netzes kann nur durch weitere Verbraucher (Maschinen etc) verursacht werden.
ganz so trivial ist es leider nicht. Wenn sehr viel Sonnenenergie ins Netz eingespeist wird, werden die netzbildenden Synchronmaschinen entlastet. In der Folge erhöht sich dann die Netzfrequenz und kann schließlich außerhalb des tolerierten Frequenzbandes geraten. Als Netzbetreiber muss man daher schon dafür sorgen, dass die eingespeiste und die entnommene Energie immer in etwa übereinstimmen.
Warum werden denn Solaranlagen gedrosselt und nicht die Atomkraftwerke oder die Braunkohlekraftwerke? Das wäre im Sinne der Energiewende doch viel besser.
Ihre Fragen zeugen von sehr geringem Verständnis dieser Thematik. Es können nur solche Anlagen gedrosselt werden, die technisch dazu in der Lage sind!
Wie bereits im Artikel geschrieben, dauert das Herunterfahren eines Kohlekraftwerkes mehrere Stunden. Bei einem Kernkraftwerk noch deutlich länger, insbesondere bei unseren alten Reaktortypen der Generation 2, an denen in Deutschland nicht weiter geforscht wurde. (Ja, sogar in Japan sind neue, moderne KKW geplant.)
Gaskraftwerke lassen sich schnell zu- und wieder abschalten, auch drosseln. Diese müssen auch die Grundlast abfangen, wenn es mal wenig Sonne und Wind gibt. Selbst wenn ein Land mehr Leistung an erneuerbaren Energien zur Verfügung hat, als dessen Stromverbrauch, müssen genug variable Großkraftwerke (vor allem Gas) den Ausfall der Erneuerbaren kompensieren. …sonst sitzen im Winter alle im Dunkeln. Den umgekehrten Fall der Überproduktion hat der Artikel vorbildlich geschildert.
Entsprechend wird es eine Habecksche Traumvorstellung von rein erneuerbarer Stromerzeugung mit aktueller Technologie nicht geben können. Selbst wenn wir den Weltmarkt an Lithium leerkaufen (wie bereits bei LNG), um Akkuspeicher zu bauen.
Lithium ist nicht das letzte Wort in Sachen Speichertechnologien. Natrium ist billiger und besser verfügbar. Und auch das wird nicht der letzte Schritt der technischen Entwicklung bleiben.
So ein Schwachsinn! Selbstverständlich gibt es zuviel Leistung. Die Summe des Verbrauchs und die Summe der Erzeugung muss immer übereinstimmen. Wenn dies nicht der Fall ist müssen halt Solaranlagen abgestellt werden, es sei denn, man will die wertvolle Energie sinnlos verheizen. Man kann das auch speichern nennen.
Deutschland macht es vor: kein anderes Land hat so viel “erneuerbare” Energiequellen. Deitschlsnd hat den teiersten, dreckigsten, unsichersten und klimaschädlichsten Strom der Welt.
Da der Preis für Strom aus Windenergie und mittlerweile auch aus großen PV-Anlagen in Deutschland deutlich unter 10 Cent/kWh in der Erzeugung liegt, kann es daran ganz offensichtlich nicht liegen. Wäre doch mal interessant herauszufinden, warum der Strom so teuer ist. (anstatt hier herum zu pöbeln…)