Die Seuche des ökonomischen Fundamentalismus

Hans Werner Sinn behauptet die in Deutschland getätigten Umweltanstrengungen seien kontraproduktiv, weil sie erstens eine Menge Geld kosten und zweitens nur dazu führten, dass andernorts mehr umweltschädliche Produkte konsumiert werden, weil der Minderverbrauch z.B. von Erdöl zu einer Verbilligung des selbigen führt und es daher in anderen Teilen der Welt umso stärker konsumiert wird. Seine Schlussfolgerung: Weltweite Regelungen zum Handeln mit Umweltressourcen führten dazu, dass sich alle in gleichem Maße an der Lösung des vermeintlichen Problems beteiligen.

 

Denjenigen, die sich in Deutschland für Umweltfragen und Energiewende einsetzen wirft er nutzloses “Gutmenschentum” und ideologische Verblendung vor. Recht hat der Mann. Kurzfristig werden die Aktivitäten keine messbaren Erfolge zeigen was z.B. die Reduktion von CO2 Emissionen angeht. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings die Diskreditierung der Umweltbewegung als “ideologisch” im Gegensatz zu einer vorgeblich sachorientierten und objektiven wissenschaftlichen Sichtweise. Die Wirtschaftswissenschaften sind jedoch aus meiner Sicht – im Gegensatz z.B. zur Physik –  alles andere als eine objektive Naturwissenschaft. Hier wird versucht jeden Bereich des menschlichen Zusammenlebens in Marktmodelle zu pressen und sei dies auch noch so absurd. Man gewinnt zunehmend den Eindruck es mit religiös anmutendem Fanatismus zu tun zu haben, einer Art ökonomischem Fundamentalismus.
Jede Theorie in der Physik kann nur so lange aufrecht erhalten werden, bis es Experimente gibt, deren Ausgang mit der gültigen Theorie nicht mehr beschrieben werden kann. Es gibt keine absolute Wahrheit, keinen unhinterfragten Glaubenssatz wie in der Religion. Der Kern der Naturwissenschaften ist der Zweifel, ist die Suche nach neuer Erkenntnis. Betrachtet man in diesem Licht die Protagonisten der neoliberalen Wirtschaftstheorien wird schnell klar wo diese eher einzuordnen sind. Wann werden Menschen wie Herr Sinn es endlich verstehen, dass es die idealen Märkte nur in Ihren Theorien gibt, dass aber auch alle aus diesen Theorien gezogenen Schlussfolgerungen wertlos sind, wenn Sie auf idealisierten Modellen basieren, die so in der realen Welt nicht existieren. Aus einer falschen Aussage kann man logisch jeden Schluss ziehen. Dieser ist aber vollkommen wertlos. Natürlich wäre es besser einen idealen weltweiten Markt mit einheitlichen Spielregeln zu haben, die am Besten auch noch demokratisch entwickelt und legitimiert werden. Das ist aber reine Ideologie, das ist eine Vorstellung, die mit der Realität nichts gemein hat.

Die einzige Möglichkeit nachhaltig und langfristig etwas zu verändern, ist es deshalb selbst damit zu beginnen. Selbst auszuprobieren was man machen kann, andere davon zu überzeugen und anzustiften mitzumachen. Die globalen ökonomischen Auswirkungen sind zunächst nicht messbar aber die Lösungen der großen Menschheitsfragen werden nicht auf globalen Wirtschaftskonferenzen gefunden. Die Lösungen liegen dort, wo sich Menschen in ganz konkreten Situationen mit ganz bestimmten Zuständen nicht mehr tatenlos abfinden möchten und beginnen etwas zu tun. Hier werden die Bedürfnisse geboren, die die Märkte der Zukunft beflügeln werden und hier werden die Ideen geboren, die die Produkte der Zukunft sein werden.

Es ist schon erstaunlich, wie ein Wirtschaftswissenschaftler so ignorant gegenüber der Triebfeder allen Wirtschaftens sein kann. Dem Bedürfnis der Menschen zur Veränderung Ihrer Situation und zur Lösung Ihrer drängendsten Probleme. Es ist dabei eine nicht widerlegbare Tatsache, dass die Wege, die zum Erreichen eines bestimmten Zieles führen hierbei nicht immer rein rational sondern oft auch sehr stark emotional geprägt sind. Hier anzuführen, es handele sich um kostspielige nutzlose Aktivitäten –sinnloses Gutmenschentum – ist schon absurd, wenn man gleichzeitig sieht wie viel Geld nur darauf wartet in sinnvolle Bahnen gelenkt zu werden und sich nur zu oft in spekulativen Blasen durch den Schornstein verabschiedet. Die Energiewende und der ökologische Umbau der Industriegesellschaft sind dringend notwendig, werden von immer mehr Menschen herbeigesehnt und werden daher auch früher oder später Realität werden. Immer mehr Menschen arbeiten an diesem großen Zukunftsprojekt und viele leben inzwischen auch davon für diese Ziele zu arbeiten, ob das nun in die gängigen marktwirtschaftlichen Pseudotheorien hinein passt oder nicht …

Ein Solarstadtplan für Rüsselsheim

Im Auftrag der Rüsselsheimer Wohnbaugesellschaft GEWOBAU und der Stadtwerke Rüsselsheim erstellen wir derzeit einen Solarstadtplan für Rüsselsheim. Auf einer in die Webseite eingebundenen Karte werden dort verschiedene Ortsmarken angezeigt, die die einzelnen Photovoltaikanlagen der Stadt repräsentieren.

In einem Pressegespräch beim Betreiber der ersten Rüsselsheimer Photovoltaikanlage, dem ehemaligen ehrenamtlichen Stadtrat  Jochen Müller wird das Projekt heute (20.7.2010) der Presse vorgestellt und gleichzeitig dafür geworben, dass sich die Rüsselsheimer Photovoltaikbetreiber möglichst zahlreich an dem Projekt beteiligen. Für die Stadtwerke wird Herr Schweitzer und für die GEWOBAU wird Herr Hampel an dem Termin teilnehmen.

Beim Anklicken der Ortsmarken im Stadtplan werden jeweils kleine Informationsblöcke über die jeweilige Anlage angezeigt, über deren Inhalt jeder Betreiber frei entscheiden kann. Außerdem bietet sich für jeden der mitmacht die Möglichkeit einen eigenen Bereich eingerichtet zu bekommen, den er frei gestalten darf. Dort können neben Fotos und Videos von der Anlage auch Links zur eigenen Internetseite oder zu einem Ertragsportal eingebunden werden.

Solarstadtplan-RüsselsheimZiel des Solarstadtplanes ist es jedoch nicht nur den Betreibern von Solarstromanlagen eine Präsentationsmöglichkeit zu bieten. Der Solarstadtplan könnte sich – wenn das Angebot von den Bürgern angenommen wird – zu einer zentralen Informationsplattform rund um das Thema Solarenergie in der Opelstadt entwickeln. So gibt es neben dem eigentlichen Stadtplan auch ein kleines Diskussionsforum wo jeder interessierte Bürger die Möglichkeit hat Fragen loszuwerden und mit anderen Betreibern oder auch den Machern des Solarstadtplanes zu diskutieren. So kann man sich z.B. bereits im Vorfeld der Investition in eine Solarstromanlage mit anderen Betreibern austauschen und vielleicht auch mal einen persönlichen Besichtigungstermin bei einer bereits laufenden Anlage ausmachen.

Insgesamt bietet das Projekt viel Potenzial zur Weiterentwicklung. Die Photovoltaikanlagen der Stadtwerke Rüsselsheim, der Stadt Rüsselsheim, der GEWOBAU, sowie einige private Anlagen wurden dem Solarstadtplan bereits hinzugefügt. In den kommenden Tagen werden alle Betreiber einer Solarstromanlage Post von den Stadtwerken bekommen und offiziell dazu aufgerufen werden sich an dem Solarstadtplan zu beteiligen. Diesem Aufruf möchten wir uns an dieser Stelle anschließen und freuen uns über eine rege Beteiligung am Solarstadtplan Rüsselsheim.

Der Aufruf zum Mitmachen von Jochen Müller:

Und die Reaktionen der Presse:

Mainspitze

Rüsselsheimer Echo

Frankfurter Neue Presse

Warum eine Messdatenerfassung für eine Photovoltaikanlage in jedem Fall sinnvoll ist

Wenn man sich zum Bau einer Photovoltaikanlage entschlossen hat kommt immer wieder die Frage auf, ob man auch gleich eine sogenannte Messdatenerfassung mit installieren lassen sollte. Während diese Frage früher insbesondere bei kleineren Anlagen oft aus Kostengründen verneint wurde bieten sich inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, die auch bei kleinen Photovoltaikanlagen unbedingt zu empfehlen sind.

Sind Datenlogger nur eine teure Spielerei?

Viele zukünftige Photovoltaikanlagenbetreiber denken immer noch eine Messdatenerfassung realisiert mit einem sogenannten Datenlogger (das ist der Fachbegriff für ein Datenaufzeichnungsgerät) sei eine Spielerei, auf die man gut verzichten kann. Im Prinzip stimmt das auch. Ein Datenlogger ist für die Funktion einer Solarstromanlage nicht zwingend notwendig. Bei der Entscheidung über das Für und Wider einer solchen Investition sollte man sich jedoch klar machen, dass eine Photovoltaikanlage über viele Jahre – im Idealfall sogar über 3 Jahrzehnte – ihren Dienst verrichten soll und das nach Möglichkeit ohne größere Betriebsstörungen. Das dies eine sehr lange Zeit ist für eine technische Einrichtung kann man daran ablesen indem man sich mal vergegenwärtigt wie lange das letzte Handy oder das letzte Auto durchgehalten hat. Ein wesentlicher Punkt, der darüber entscheidet wie gut die Rendite und damit auch der positive Umwelteffekt einer Solarstromanlage ausfallen wird, ist neben den eingebauten Komponenten auch die regelmäßige Funktionskontrolle der Solarstromanlage. Was nützt der beste Modulwirkungsgrad, wenn die Anlage zur schönsten Sommerzeit für 2 Wochen ausgefallen ist nur weil ein Leitungsschutzschalter einmal ausgelöst hat oder weil vielleicht ein Marder einmal an der Gleichstromleitung genascht hat? Man kann diese Überwachung natürlich auch dadurch erreichen, indem man regelmäßig den Zähler abliest und das Display des Wechselrichters beobachtet. Doch kann dies wirklich kontinuierlich über 20-30 Jahre täglich gewährleistet werden ? Ich spreche hier aus eigener Erfahrung, wenn ich jedem Betreiber einer Anlage nur dringend dazu rate einen Logger einzubauen. Auch ich habe anfänglich nur die Zählerstände protokolliert. Als die Anlage ganz neu war natürlich täglich, dann monatlich und dann … ging es hin und wieder auch mal vergessen. Bis dann wirklich einmal ein Ausfall der Anlage über mehrere Tage unbemerkt blieb.

Im Servicefall ein unersetzliches Hilfsmittel

typische Ansicht des Internetportals eines Datenloggers vom Typ SolarLogVon der Vergesslichkeit des Betreibers regelmäßig den Zähler abzulesen einmal abgesehen gibt es aber noch weitere Gründe einen Datenlogger einzusetzen. Die modernen Datenlogger zeichnen in aller Regel nämlich nicht nur die erzeugten kWh auf, sondern loggen alle relevanten Daten die der Wechselrichter so produziert. Dazu gehören neben der sogenannten AC-Leistung (AC steht hier für alternating current = Wechselstrom) auch die Gleichspannung und der Gleichstrom am Eingang des Wechselrichters, die Netzspannung, der Netzstrom, die Netzfrequenz und oft auch noch die Gerätetemperatur, sowie verschiedene Statusmeldungen des Wechselrichters, wo dieser mitteilt was er gerade so macht. Die Aufzeichnungsintervalle der Datenlogger hängen vom Typ und dem intern vorhandenen Speicher ab. Inzwischen ist es durchaus üblich 5 Minutenwerte oder zumindest Viertelstundenwerte aufzuzeichnen.

Auch wenn der private Photovoltaikstromproduzent vielleicht mit der Vielzahl dieser Daten nur wenig anfangen kann, liefern sie doch dem Fachmann im Falle eines Fehlers oder im Falle von Minderertrag der Anlage wertvolle Hinweise, die ohne Datenlogger erst mühsam zusammengetragen werden müssten.

typischer Ausschnitt des Ereignisprotokolls eines WechselrichtersWenn man z.B. die Gleichspannung am Solargenerator aufzeichnet und weiß, dass sich diese Spannung mit der Temperatur der Module verändert kann man an einem schönen sonnigen Tag einen typischen Spannungsverlauf erkennen. Weicht der Spannungsverlauf einer untersuchten Anlage signifikant von dem Standardverlauf ab, hat man schon einen ersten Anhaltspunkt wo man nach einem Fehler suchen kann.  (Ein Beispiel für einen solchen Fall den man sogar per Ferndiagnose erkennen kann finden Sie hier). Oft sind auch die Statusmeldungen des Wechselrichters zur Beurteilung der Anlage hilfreich. So wird ein Wechselrichter, der ständig die Statusmeldung ausgibt, dass er an seiner Leistungsgrenze arbeitet sicherlich am Ende des Jahres keine Spitzenerträge erbracht haben. Nicht zuletzt bietet der Datenlogger schließlich noch die Möglichkeit verschiedene Anlagenteile auf einfache Weise miteinander vergleichen zu können, da die meisten Logger mehrere Wechselrichter gleichzeitig aufzeichnen können, bzw. von Multistringwechselrichtern mit getrennten Eingängen die einzelnen Eingänge separat aufzeichnen.

Anlagendokumentation

Wer noch mehr Daten sammeln möchte und sich damit natürlich noch weitere Analysemöglichkeiten erschließt kann an die meisten heute gängigen Datenlogger noch Einstrahlungsfühler, Temperaturfühler oder gar Windsensoren anschließen. Damit wird aus dem Datenlogger dann eine richtige kleine Wetterstation. Wenn man in einem solchen Profisystem immer die eingestrahlte Sonnenenergie in kWh mit den eingespeisten kWh Strom vergleicht hat man ein gutes Maß dafür wie gut die Anlage über die Jahre läuft oder ob sich vielleicht schon eine leichte Verschlechterung der Anlagenleistung zeigt. Wenn man gar in die Verlegenheit kommt einen Leistungsgarantieanspruch gegenüber einem Modulhersteller geltend zu machen ist ein Datenlogger ein fast unverzichtbares Instrument der Beweissicherung. Auch bei einer Versicherung, die bei Betriebsunterbrechung zahlt ist es hilfreich zu wissen über welchen Zeitraum der Betrieb genau unterbrochen war…

Wie kommen die Daten dorthin wo man sie benötigt?

Die Wechselrichter hängen ja meist im Keller oder vielleicht auf dem Dachboden. Selten hängen sie dort wo man ständig mal vorbeikommt um die Funktion zu kontrollieren. Der Datenlogger muss nicht zwingend am gleichen Ort montiert werden wie der oder die Wechselrichter. Die Verbindung zwischen Wechselrichter und Datenlogger erfolgt meist über eine serielle sogenannte RS485 Schnittstelle. Es handelt sich hierbei um eine sehr robuste Zweidrahtverbindung, die zur Kommunikation zwischen einzelnen Geräten genutzt wird und die bis zu 1200m lang sein kann. Die Geräte werden dabei alle miteinander verbunden und jedes Gerät (alle Wechselrichter und der Datenlogger) hat eine eigene Adresse. Über diese Leitung kann der Datenlogger dann die Daten aus den Wechselrichtern abfragen und aufzeichnen. Der Datenlogger kann in der Regel Daten für mehrere Tage oder gar Wochen (mit zunehmender Tendenz…) speichern. Die meisten Geräte haben jedoch inzwischen auch die Möglichkeit ihre Daten in regelmäßigen Abständen an ein Internetportal zu übergeben wo sie gespeichert und graphisch aufbereitet werden. Außerdem halten die meisten Datenlogger sogenannte Alarmfunktionen bereit und versenden zu vorher definierbaren Anlässen SMS oder E-Mailnachrichten über Störungen der Anlage, über Statusberichte oder über der Solarerträge einer bestimmten Periode. Die Übergabe der Daten vom Logger zum Internetportal muss dabei nicht zwingend drahtgebunden realisiert werden. Befindet sich die Photovoltaikanlage zum Beispiel auf einer abgelegenen landwirtschaftlichen Halle ohne Internet und Telefonanschluss, lässt sich ohne weiteres eine Mobilfunkverbindung herstellen. Die Mobilfunkanbieter halten für solche Fälle inzwischen spezielle Datentarife bereit. Die monatlichen Kosten zur Anlagenüberwachung liegen inzwischen schon unter 10.-€/Monat. (siehe dazu diese Diskussion im Photovoltaikforum)

Hier finden Sie eine kleine Marktübersicht gängiger Datenlogger:

  • SolarLog Datenlogger, der mit sehr vielen Wechselrichtern zusammenarbeiten kann.
  • SunnyWebbox, Datenlogger des Wechselrichterherstellers SMA
  • Fronius Datenlogger Web, Datenlogger des Wechselrichterherstellers Fronius
  • Web’Log Pro Datenlogger der Fa. Meteocontrol
  • Solutronic, Wechselrichter mit integriertem Datenlogger
  • SolarFox, für alle, die die Daten gleich auf einem Groß-Display anzeigen wollen
  • SolConect, Datenerfassungssystem der Fa. Papendorf

Solare Dachsanierung

Auf unserer Webseite ist immer mal wieder von der “solaren Dachsanierung” die Rede, also der Möglichkeit eine Photovoltaikanlage zu installieren und sozusagen gleichzeitig das Dach zu sanieren. Was wir darunter verstehen, wie so ein Projekt ablaufen kann und warum es uns hier besonders um Flachdächer geht erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.

Ungenutzte Dachfläche

Wenn die einzelnen Modulreihen im 30° Winkel aufgeständert werden, wird effektiv nur etwa ein Drittel der Dachfläche mit Solarmodulen belegtDer übliche Weg eine Photovoltaikanlage auf einem Flachdach zu montieren besteht in aller Regel in der Aufständerung mehrerer Solarmodulreihen nach Süden. Die einzelnen Modulreihen müssen dabei in einem gewissen Abstand zueinander aufgestellt werden, um eine gegenseitige Verschattung der Reihen zu vermeiden. Die Aufständerung der Anlage ermöglicht zwar eine optimale Ausrichtung der Solarmodule sowohl was den Neigungswinkel als auch was die Orientierung betrifft, sie hat jedoch auch einige gravierenden Nachteile. Betrachtet man z.B. den 50°Breitengrad nördlicher Breite (Höhe Frankfurt am Main) wo ein Modulneigungswinkel von ca. 34° als optimal gilt, kann man von einem Flachdach nur etwa ein Drittel des Daches zur Aufstellung der Module nutzen. Die restlichen zwei Drittel gehen für die Zwischenräume zwischen den einzelnen Modulreihen drauf, die notwendig sind um eine gegenseitige Verschattung zu vermeiden. Gänzlich vermeiden lässt sich diese gegenseitige Verschattung natürlich niemals.   Man wählt daher in der Regel einen Kompromiss in dem man die Modulreihen so weit auseinander stellt, dass am Tag des niedrigsten Sonnenstandes – dem 21.Dezember – Mittags um 12:00 Uhr gerade keine gegenseitige Verschattung stattfindet. Der Höhenwinkel unter dem die Sonne zu diesem Zeitpunkt über dem Horizont steht beträgt am 50. Breitengrad 16,5°. Ist man weiter im Süden wird der Winkel größer, ist man weiter nördlich wird der Winkel noch kleiner und die Sonne steht noch tiefer über dem Horizont. Wenn man die Module in einem flacheren Winkel als den optimalen 34° gen Süden neigt, kann man natürlich auch die Abstände zwischen den Modulreihen verringern, erntet jedoch pro m² Solarmodulfläche eine geringere Strommenge. Der Unterschied zwischen einem optimalen Neigungswinkel von 34° und einem Winkel von nur 8° beträgt jedoch gerade einmal 7%. Das bedeutet, dass man z.B. durch die Verringerung der Neigung statt 950 kWh/kWp nur 880 kWh/kWp ernten kann.

 

Große Lasten oder Löcher im Dach
Photovoltaikanlage mit Beschwerungssteinen auf das Dach gestelltEin weiterer Nachteil einer aufgeständerten Photovoltaikanlage auf einem Flachdach ist die Windlast, die an den Modulen angreifen kann. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten diesem Problem zu begegnen. Zum einen werden die Anlagen oft einfach auf das Flachdach draufgestellt und mit entsprechenden Gewichtslasten beschwert. Die notwendigen Lasten sind – abhängig von der jeweiligen Windlastzone und der Höhe des Gebäudes – jedoch oft so groß, dass Sie die statische Belastbarkeit des Daches überfordern. Systeme mit Windabweisblechen, die aerodynamisch geformt sind schaffen hier seit einiger Zeit Abhilfe. Wenn diese Lösungen nicht machbar sind bleibt nur der Weg, die Anlage am Dach zu befestigen, dass heißt die Dachhaut an vielen Stellen zu durchdringen. Wer Flachdächer kennt, weiß, dass dies keine optimale Lösung ist, da jede Dachdurchdringung eine potenzielle spätere Fehlstelle ist, an der es zu Undichtigkeiten kommen kann. Davon abgesehen müssen die meist metallischen Befestigungen die Wärmedämmung des Daches durchdringen und stellen potenzielle Wärmebrücken dar.

Photovoltaikanlage die direkt am Flachdach befestigt wurde

In beiden Fällen, dass heißt sowohl bei der Beschwerungslösung als auch bei der Befestigungslösung muss man vor der Installation der Photovoltaikanlage sicher sein, dass das Flachdach die nächsten 30 Jahre unbeschadet übersteht, denn so lange soll eine PV-Anlage ja halten oder den zwischenzeitlichen Ab- und Wiederaufbau der Anlage bereits bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit ins Kalkül ziehen.

In einigen Fällen geht es auch besser…

solare Dachsanierung auf der Fahrzeughalle der Stadtwerke Rüsselsheim

Aus vielen Jahren leidvoller Erfahrung mit dem Thema “Photovoltaikanlagen auf Flachdächern” haben wir uns irgendwann die Frage gestellt, ob es nicht bessere Lösungen gibt als eine Solarstromanlage einfach nachträglich auf ein Flachdach aufzuständern ? Um es vorweg zu nehmen. Für viele Flachdächer gibt es diese Lösungen sicherlich nicht oder nur bei erheblichem Mehraufwand und man muss weiterhin den besten Kompromiss suchen. Für viele – vor allem kleinere – Flachdächer bietet sich jedoch eine interessante Alternative. Vor allem, wenn das Dach ohnehin sanierungsbedürftig ist und man zeitgleich mit  dem Gedanken an eine Photovoltaikanlage spielt. Bei der von uns vorgeschlagenen und bereits mehrfach umgesetzten Lösung wird einfach ein Kompromiss geschlossen, zwischen den Anforderungen an eine optimale undichtes Flachdach vor der SanierungPhotovoltaikanlage – mit einem Neigungswinkel von 30° nach Süden – und denen an ein optimales Dach – das dicht sein und möglichst wenig Wärme passieren lassen sollte. Ein optimales Flachdach ist aus unserer Sicht kein Flachdach sondern ein leicht geneigtes Schrägdach. Wie stark die Neigung ist, ist dabei immer ein Kompromiss zwischen der Erhöhung des Energieertrages der Photovoltaikanlage und dem Aufwand bei der Realisierung des Dachaufbaus.  In der Regel liegen die Neigungswinkel unserer Pultdächer zwischen 8° und 15°. Der Ertrag der Solarmodule wird dadurch um höchstens 7% verringert, die Anzahl der Module wird jedoch gegenüber einer Flachdachaufständerung fast verdreifacht. Die gesamte Strommenge die man auf diese Weise auf seinem Dach ernten kann erhöht sich dadurch um den Faktor 0,93*3 = 2,79. Insbesondere wenn man unter dem Dach viel Strom verbraucht ist dies sicherlich ein zusätzliches Argument für diese Lösung.

Der Dachaufbau wird entweder durch eine Stahl- oder eine Holzkonstruktion realisiert. Der entstehende Zwischenraum kann für eine Wärmedämmung  genutzt werden und damit zusätzlich Energie im Gebäude einsparen.

Wärmedämmung unter dem Solarpultdach

Welche Rolle spielt das Photovoltaikbuero ?

Bei einer “solaren Flachdachsanierung” übernehmen wir die komplette Planung der Dachunterkonstruktion inkl. der notwendigen Statik, die wir durch ein Bauingenieurbüro unseres Vertrauens ausführen lassen. Falls ein Bauantrag für die Maßnahme notwendig ist, können wir diese Formalitäten ebenfalls übernehmen. Wir planen auf Wunsch ebenfalls die gesamte Photovoltaikanlage inkl. Netzvoranfrage Systemauslegung etc. und können die Leistungen bei Bedarf ausschreiben. Gerne empfehlen wir aber auch die Firmen weiter, die bereits Solar-Pultdächer mit uns realisiert haben. Die Bauleitung und Bauabnahme kann natürlich ebenfalls von uns übernommen werden.

Flachdach nach der solaren Dachsanierung

Die Kosten

Falls Sie den Eindruck gewonnen haben, das sehe zwar alles ganz gut aus, koste allerdings ein vielfaches einer konventionellen Dachsanierung mit einer anschließend klassisch aufgeständerten Photovoltaikanlage, machen wir Ihnen gerne eine Machbarkeitsanalyse, um die Situation in Ihrem individuellen Fall zu prüfen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann man die Gesamtmaßnahme inkl. unseres Planungshonorars kostengünstiger realisieren als die konventionelle Variante. Die Maßnahme lohnt sich jedoch grundsätzlich nur dann, wenn eine Dachsanierung ohnehin notwendig ist und die dafür anfallenden Kosten mit berücksichtigt werden.

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Welcher Leitungsquerschnitt ist der Richtige für die Gleichstromhauptleitung?

Der von den Solarmodulen erzeugte Gleichstrom soll nach Möglichkeit ohne Verluste zum Wechselrichter gelangen um dort möglichst verlustfrei in Wechselstrom verwandelt zu werden. Ganz ohne Verluste geht es aber leider nicht, da jedes Kabel bei Raumtemperatur einen Verlustwiderstand aufweist. Wie dick der Leitungsquerschnitt der Gleichstromleitung (DC für direct current) mindestens sein sollte um die Verluste in Grenzen zu halten wird im nachfolgenden Artikel erklärt.

Im Allgemeinen legt man die Gleichstromhauptleitung – die Verbindung der Solarmodule mit dem Wechselrichter – so aus, dass die Verluste auf dieser Leitung insgesamt kleiner als 1% der Generatorpeakleistung bleiben.

Jedes Kabel hat einen ohmschen Widerstand. Der Spannungsabfall an diesem Widerstand beträgt nach dem ohmschen Gesetzt U = R*I (wobei U die Spannung; R der Widerstand und I der Strom ist). Der Widerstand R auf einer Leitung hängt von drei Parametern ab:

  1. Die Länge der Leitung – Je länger die Leitung ist, desto größer ist der Widerstand
  2. Der Leitungsquerschnitt – besser gesagt die Leitungsquerschnittsfläche. Je größer diese Fläche ist, desto geringer ist der Widerstand
  3. Das verwendete Material und dessen spezifischer Widerstand – In aller Regel ist das Kupfer oder Aluminium.

Die Leitfähigkeit der beiden wichtigsten Stoffe Kupfer und Aluminium beträgt

  • Kupfer : σ >= 58*10^6 S/m  (Die Einheit ist Siemens pro m)
  • Aluminium : σ >= 36,59*10^6 S/m

Beide Werte gelten bei 300 K das heißt ca. 27°C. Bei größeren Temperaturen steigt der Widerstand der Materialien und die Leitfähigkeit sinkt.

Berechnung des Leitungswiderstandes:

10^6 S/m lässt sich umrechnen in 1 m/(Ω·mm²). Dadurch erhält man die beiden Leitwerte für Kupfer und Aluminium in der für die Berechnung praktischeren Form:

  • Kupfer : σ >= 58*1 m/(Ω·mm²)
  • Aluminium : σ >= 36,59*1 m/(Ω·mm²)

Der ohmsche Widerstand der Leitung berechnet sich dann nach der Formel:

R = 1/σ * l/A – wobei l die Länge der Leitung ist und A die Querschnittsfläche des Kabels.

Wählt man die Einheit für σ so wie oben beschrieben, kann man praktischerweise A direkt in mm² und l direkt in m einsetzen ohne umrechnen zu müssen.

Beispiel:

Der Abstand zwischen Solarmodulen und Wechselrichter sei 15m. Die gesamte Kabellänge durch die der Gleichstrom fließt beträgt daher 30m (Hin- und Rückleitung). Es sei eine typische Solarleitung mit 4mm² Leitungsquerschnitt im Einsatz.

Der ohmsche Widerstand beträgt demnach: R = 1/(58 m/Ω·mm²)* 30 m / 4mm² = 129,3mΩ (Milliohm).

Man erkennt, dass der ohmsche Widerstand der Leitung direkt proportional zur Länge der Leitung ist, dass heißt je länger die Leitung ist, desto größer sind auch die Verluste. Mit dem Kabelquerschnitt verhält es sich genau umgekehrt. Je größer der Kabelquerschnitt ist, desto geringer wird der Widerstand und damit auch die Verluste. Man kann daher immer die Verluste größerer Leistungslängen durch eine entsprechende Vergrößerung des Kabelquerschnittes ausgleichen.

Wie groß sind nun die Verluste auf dieser Leitung ?

Die Verlustleitung an einem ohmschen Widerstand entspricht dem Produkt aus Strom und Spannung am Widerstand. P = U*I.

Die Spannung U wiederum entspricht U= R*I. Daraus folgt für die Verlustleistung P = R*I^2.  Schließt man nun an die oben beschriebene Leitung mit 30m Länge einen Modulstrang an, dessen Module Zellen mit 6” Kantenlänge und einen daraus resultierenden maximalen Strom so um die 8A haben, ergibt sich auf der Leitung eine maximale Verlustleistung von:

PV = 8A^2*129,3mΩ = 8,28 W

Wichtig ist hierbei, dass der Strom quadratisch in die Verlustleistung eingeht, das heißt bei einer Halbierung des Stromes kommt es zu einer Viertelung der Verluste. Wenn man bei der Berechnung der Verlustleistung den MPP Strom aus dem Datenblatt des Solarmodules einsetzt ist man daher immer auf der sicheren Seite, da der Strom und damit die Verlustleistung im Betrieb der Anlage in der Regel deutlich kleiner ist als im MPP. Beachten Sie hierbei, dass eine wechselnde Einstrahlung im wesentlichen einen wechselnden Strom am Solargenerator zur Folge hat bei fast gleichbleibender Generatorspannung. (siehe Artikel über die Solargeneratorkennlinie)

In der Praxis stellt sich allerdings in der Regel nicht die Frage wie groß die Verlustleistung auf einem gegebenen Kabel ist, sondern es ist eine Solargeneratorgröße vorgegeben und es soll der mindestens notwendige Kabelquerschnitt ermittelt werden.

Wichtig ist hierbei, das man die Verluste immer für jeden einzelnen Strang bestimmt.

Hat man zum Beispiel einen Solargeneratorstrang mit 14 Modulen mit jeweils 72 Stck. 5” Zellen und einer Leistung von 180Wp (z.B. Suntech 180S) ergibt sich daraus eine Leistung pro Strang von 2,52 kWp. Soll die Verlustleistung unter 1% bleiben darf sie nicht größer werden als 2520W*1% = 25,2W. Bei einem Strom von ca. 5A ergibt sich daraus ein maximaler Leitungswiderstand von: 25,2Wp/25(A^2) = 1,008 Ω.  Soll mit Kupferkabel gearbeitet werden ergibt sich ein minimaler Leitungsquerschnitt bei 30 m Kabellänge von: A = 1/(58 m/Ω·mm²)* 30 m /1,008 Ω >= 0,51mm².

Hat man einen Strang mit 11 Modulen mit 60 Stck. 6”Zellen und einer Leistung von 230Wp (z.B. Schott poly 230) ergibt sich eine Strangleistung von 11*230Wp = 2530Wp. Die Verluste dürften bei Einhaltung der 1% Regel dann maximal 25,3W betragen und der Widerstand dürfte maximal 25,3W/(7,66A)^2 = 0,431Ω betragen.  Bei Kupferkabel resultiert der Mindestquerschnitt zu A = 1/(58 m/Ω·mm²)* 30 m /0,431Ω Ω = 1,2mm².

In beiden Fällen erkennt man, dass ein Kabelquerschnitt von 1x 2,5mm² hier locker ausreicht um die Verluste deutlich unter 1% zu halten. In der Regel wird inzwischen sogar schon meist ein Querschnitt von 1 x 4mm² eingesetzt. Hier stellt sich irgendwann die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, denn Kupfer ist schließlich auch ein Rohstoff, der nicht unbegrenzt vorhanden ist. Man sollte bedenken, dass man aufgrund der hohen Solargeneratorspannungen insbesondere bei Anlagen mit trafolosen Wechselrichtern hier mit deutlich geringeren Leitungsquerschnitten zurecht kommt als bei einer Wechselstrominstallation mit einer Systemspannung von 230Veff.

Eine schöne Zusammenstellung zu den wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der Kabeldimensionierung findet man auch unter diesem Link im Photovoltaikforum.

Was ist eine Solarmodulkennlinie?

Auf Datenblättern von Solarmodulen begegnet einem immer wieder eine graphische Darstellung der sogenannten Strom-Spannungskennlinie eines Solarmoduls (im Englischen auch als VI-curve bezeichnet.) Außerdem bieten viele Solarteure sogenannte Flashlisten der gelieferten Solarmodule an. Was eine Kennlinie ist und was es mit den Flashlisten auf sich hat, soll im folgenden Artikel möglichst einfach und verständlich erklärt werden.

Die Begriffe Strom und Spannung sollten für das Verständnis des Artikels bekannt sein.

Ein Solarmodul liefert bei Bestrahlung mit Licht zunächst eine Spannung. Diese Spannung kann dazu genutzt werden einen elektrischen Strom durch einen Verbraucher zu treiben. Erst wenn der Strom fließt wird tatsächlich Sonnenenergie in nutzbare Energie gewandelt. Solange kein Strom fließt, die Solarzellen also einfach nur in der Sonne liegen und kein Verbraucher angeschlossen ist wird die Sonnenergie direkt wieder in der Solarzelle in Wärme umgewandelt. Dies ist für das Solarmodul übrigens völlig ungefährlich. Im Gegensatz zu manchen Solarkollektoren findet hier keine Überhitzung statt. In der Fachsprache spricht man vom Leerlauf des Solarmoduls. Der zugehörige Wert auf dem Datenblatt des Moduls wird mit U0 bezeichnet. (im Englischen auch Uoc für open circuit). Es wird zwar eine Spannung erzeugt, es fließt aber kein Strom. Nimmt man das Solarmodul nun und verbindet den Pluspol direkt mit dem Minuspol fließt der maximal mögliche Strom, den das Modul liefern kann. Obwohl ein Strom fließt wird allerdings auch in diesem Fall vom Solarmodul keine Energie abgegeben. Der Strom fließt ja nicht über einen Verbraucher sondern direkt wieder zum Modul zurück. Dieser Fall wird in der Fachsprache Kurzschluss genannt. Der charakteristische Wert, den man auch im Datenblatt des Solarmodules nachlesen kann ist der sogenannte Kurzschlussstrom Ik. (im Englischen auch oft Isc für short circuit). Der eigentliche Zweck eines Solarmoduls kann jedoch weder im erst- noch im zweitgenannten Fall verfolgt werden. Energieabgabe findet nur statt wenn zwar ein Strom fließt, dieser jedoch nicht direkt zum Modul zurückfließt, sondern über einen Verbraucher läuft. In einer real existierenden Photovoltaikanlage ist natürlich nicht ein einziger Verbraucher angeschlossen, sondern über den Wechselrichter das gesamte Stromnetz. Um die Verhältnisse am Solarmodul zu verstehen genügt es jedoch sich einen einfachen regelbaren elektrischen Widerstand vorzustellen. Eine Glühbirne mit einem einfachen Schiebewiderstand der die Helligkeit der Lampe verändern kann könnte hierfür benutzt werden. Verstellt man nun den Schiebewiderstand so lange bis die Lampe Ihre maximale Helligkeit erreicht, hat man den Punkt maximaler Leistung des Solarmodules gefunden. Dieser Punkt wird auch im deutschen Sprachraum als MPP = Maximum Power Point bezeichnet. Was dem technischen Laien nicht sofort einleuchten mag ist die Tatsache, dass der Zusammenhang zwischen Strom und Spannung nicht linear ist, das heißt die Halbierung des Widerstandes am Schieberegler führt nicht zu einer Verdopplung des Stromes durch die Glühbirne. Der Zusammenhang zwischen dem fließenden Strom und der verbleibenden Spannung am Verbraucher wird beim Solarmodul – und natürlich auch bei der Solarzelle – durch die sogenannte Strom-Spannungskennlinie beschrieben. Kennlinie eines SolarmodulsHierbei wird in einem Diagramm zu jeder Spannung am Solarmodul der entsprechende Strom durch den Verbraucher aufgetragen. Man kann diese Kennlinie zum Beispiel dadurch messen indem man den Widerstand des Verbrauchers kontinuierlich verändert und bei jedem Widerstand das Paar aus einem Spannungs- und einem Stromwert notiert.

Bisher ging es ausschließlich um den Zusammenhang zwischen Strom und Spannung an einem Solarmodul. Die Form der Kennlinie eines Solarmoduls hängt aber natürlich ganz entscheidend noch von weiteren Parametern ab. Die beiden Wichtigsten sind hierbei die Einstrahlung, das heißt die Intensität der Sonnenstrahlung auf die Modulfläche und die Temperatur des Solarmoduls. Ein weiterer Parameter ist die spektrale Zusammensetzung des Lichtes. Licht besteht ja vereinfacht ausgedrückt aus verschiedenen Lichtfarben, die durch die unterschiedlichen Frequenzen der elektromagnetischen Strahlung beschrieben wird. Das Licht, das die Erde erreicht hat keineswegs von allen Frequenzen gleiche Anteile. Die Zusammensetzung der einzelnen Frequenzen hängt zusätzlich noch von der Tageszeit, der Jahreszeit und vom Wetter ab. Um hier den Überblick nicht zu verlieren wurde ein normiertes Spektrum festgelegt, bei dem Solarmodule üblicherweise vermessen werden. Dies wird mit AM 1,5 bezeichnet wobei die Abkürzung AM für “Air Mass” steht.

Nachfolgend sehen Sie die typische Kennlinie eines Solarmoduls. Die rote Kurve zeigt hierbei die Strom-Spannungskennlinie. Die blaue Kurve zeigt die Leistungs-Spannungskennlinie. Hierbei wird jeweils das Produkt aus Strom und Spannung über der Spannung aufgetragen. Das Maximum der blauen Kennlinie repräsentiert den MPP (Maximum Power Point). (Mit dem wunderschönen interaktiven Modell eines Solarmoduls der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, dass Sie durch einen Mausklick auf das Bild erreichen, kann man selbst ausprobieren wie sich die Kennlinie verändert, wenn man die Temperatur des Solarmoduls erhöht oder wenn man die Einstrahlung auf das Modul verändert. Eine Variation des AM Faktors wurde in diesem Modell noch nicht berücksichtigt). Das Modell ist leider nicht mehr verfügbar. Hier gibt es aber etwas Vergleichbares…(Stand 01-2013)

Kennlinie eines Solarmoduls bei einer Reduzierung der Einstrahlung auf 500W/m²

Verändert man zum Beispiel die Einstrahlung auf das Solarmodul erkennt man deutlich, dass sich die Spannungswerte kaum verändern. Dies sei ausdrücklich erwähnt, da es nicht unbedingt intuitiv ist. Es verändert sich im Wesentlichen der Strom. Man erkennt, dass der Kurzschlusstrom eines Solarmoduls fast exakt proportional zur Einstrahlung ist. In vielen technischen Anwendungen werden daher Einstrahlungssensoren mit kleinen kurzgeschlossenen Solarzellen realisiert. Außerdem wird durch diesen Sachverhalt klar, warum ein Wechselrichter auch bei einer relativ kleinen Einstrahlung bereits seine Einschaltspannung erreicht.

Den Einfluss der Temperatur auf die Kennlinie eines Solarmoduls zeigt das untere Bild.

Kennlinie eines Solarmoduls bei - 10°C

Hier kann man deutlich erkennen, dass die Temperatur im Wesentlichen die Spannung eines Solarmoduls beeinflusst. Die Leerlaufspannung ist bei -10°C deutlich größer als bei 25°C. Wie stark sich die Spannung bei einer von 25°C abweichenden Temperatur verändert kann man übrigens auf einem Moduldatenblatt am sogenannten Temperaturkoeffizient der Spannung ablesen. Dieser Wert wird oft in %/K * Leerlaufspannung angegeben.  Es ist daher wichtig bei der Auslegung von Wechselrichtern nicht mit den Spannungsdaten aus dem Datenblatt zu arbeiten, da diese immer bei STC (Standard Test Conditions : Temperatur: 25°C; Einstrahlung = 1000W/m²; AM = 1,5) angegeben werden. Bei der Wechselrichterauslegung müssen immer auch die auftretenden Temperaturextreme berücksichtigt werden. (Siehe die Artikel zur Wechselrichterauslegung).

In einem weiteren Simulationsmodell der HTW Berlin kann man schließlich auch noch die Einflüsse von Parallelwiderständen und Seriellwiderständen auf den Verlauf der Modulkennlinie studieren. Ein hoher serieller Widerstand kann zum Beispiel durch fehlerhafte Steckverbinder am Modul oder durch fehlerhafte Lötverbinder auf den Solarzellen entstehen. Ein kleiner Parallelwiderstand wiederum kommt zum Beispiel von lokalen Kurzschlüssen auf einer Solarzelle zwischen Vorder- und Rückseite. Die Kennlinien von Solargeneratoren werden daher oft auch bei bestehenden Anlagen zum Zwecke der Fehlersuche mit speziellen Kennlinienmessgeräten gemessen. Bei der Produktion wird die Kennlinie jedes Solarmoduls mit einem sogenannten Flasher gemessen. Dies ist ein Gerät, dass einen hellen Lichtblitz (engl. Flash) erzeugt, der auf das zu messende Modul gerichtet wird. Während der kurzen Dauer des Lichtblitzes wird die Kennlinie elektronisch durchfahren und als Messprotokoll ausgegeben. Die Ergebnisse dieser Messung kann man übrigens als Solarkunde von seinem Solarteur als sogenannte Flashliste bekommen. Die Flashliste enthält in der Regel jedoch nicht die gesamte Kennlinie sondern nur die vier wichtigsten Punkte: (U0= Leerlaufspannung; Umpp= Spannung im Punkt maximaler Leistung; Ik = Kurzschlussstrom; Impp = Strom im Punkt maximaler Leistung) und natürlich das Produkt aus Umpp und Impp als Pmpp = Peakleistung des Solarmoduls gemessen in der Einheit Wp (sprich Wattpeak).

Update 12-2017: Da die Tools der HTW Berlin offenbar nicht mehr vorhanden sind empfehle ich wärmstens die Software PV-Teach von Professor Mertens von der FH Münster.
Herr Prof. Mertens hat auch ein gutes Lehrbuch zur Photovoltaik geschrieben, in dem man viel über Kennlinien lernen kann.

Dachintegration von Photovoltaikanlagen

ACHTUNG Dieser Artikel ist veraltet. Das photovoltaikbüro befürwortet diesen Ansatz des Artikels von 2010 ausdrücklich nicht mehr, da die langfristigen Probleme deutlich den Nutzen übersteigen. (Februar 2020)

 

Ein Thema, das schon seit Jahren immer wieder diskutiert wird, ist die Möglichkeit der Dachintegration von Photovoltaikanlagen. Wäre es nicht toll, fragen viele das Dach einfach mit Solarmodulen statt mit Ziegeln einzudecken um dadurch sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Wetterschutz mit regenerativer Stromerzeugung zu verbinden.

Indachanlage mit WarmluftgewinnungEs wäre nicht nur toll, es ist toll. Es sieht wesentlich besser aus und ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Zukunft der sogenannten BIPV (building integrated photovoltaic) gehören wird. Die Realität sieht im Moment leider noch anders aus und es gibt auch noch viele Detailprobleme zu lösen, bis die “Photovoltaikanlage als Dach” zum Standard wird. Fakt ist, das heute noch die große Mehrzahl aller Photovoltaikanlagen nachträglich auf ein bereits bestehendes Dach montiert werden. Das passiert sogar dann meist noch, wenn das Dach saniert werden muss oder wenn es sich gar um einen Neubau handelt. Es wird dann zuerst das Dach “konventionell” eingedeckt um anschließend in die nagelneue Dachhaut wieder “Löcher” zu machen um ein Haltesystem für die Solarstromanlage zu befestigen. Der Grund dafür ist in erster Linie der Preis, kosten doch die meisten Indachsysteme mehr als ein Ziegeldach plus konventionell aufgeständerter Anlage. Zudem kennt man das “konventionelle Dach” und hat mehr Vertrauen in die Dichtigkeit als bei neuartigen Solar-Indachsystemen. Flexibilität ist ein weiteres Argument. Man ist in der Auswahl des einzubauenden Modultyps wesentlich freier wenn man ein konventionelles Aufdachsystem wählt und hat bei einem defekten Modul auch weiterhin ein dichtes Dach.  Gaupen und Dachfenster lassen sich mit Aufdachsystemen ebenfalls einfacher umbauen und nicht zuletzt kann ein Aufdachsystem von jedem Solarteur installiert werden, während ein Indachsystem besser in der Hand eines Dachdeckers aufgehoben ist. Da der Dachdecker allerdings meistens vom Strom nicht allzu viel versteht bleibt die Indachlösung das was sie momentan ist: Eine Nischenanwendung. Vielfach wird auch die etwas höhere Zelltemperatur, die sich ja bei kristallinen Solarzellen Ertragsmindernd auswirkt als Gegenargument gegen Indachsysteme angeführt. Hier möchte ich allerdings anmerken, dass alle Indachsysteme die ich kenne dieser Tatsache Rechnung tragen und dass es immer schmale Luftkanäle hinter den Modulen gibt um die warme Luft abzuführen. Einen signifikanten Ertragsverlust bei Indachanlagen die ich beobachte konnte ich bisher noch nicht ausmachen.

Betrachtet man die Photovoltaikbranche allgemein, die ja nach wie vor von erhöhten Einspeisevergütungen als Förderung abhängt, so wird schnell klar, dass hier in Zukunft zwangsläufig ein Umdenkprozess stattfinden muss. Durch die jährlich sinkende Einspeisevergütung kann sich der Markt nur dann entwickeln wenn auch die Preise für die Solarstromanlagen in Ganzdach Photovoltaikanlage (Quelle Powersolar)entsprechendem Maße sinken. In den letzten Jahren wurden diese Preissenkungen auch erreicht. In erster Linie spielen hier fallende Modul- und Wechselrichterpreise eine Rolle. Bei diesen beiden Komponenten einer Solarstromanlage wird auch in Zukunft noch das größte Kostenreduktionspotenzial liegen. Doch je billiger die Module und je billiger auch die Wechselrichter werden, desto wichtiger wird es auch einmal einen genaueren Blick auf die anderen Komponenten wie Untergestell, Systemtechnik und Montage zu richten. Hier sind Kostensenkungspotenziale vielfach schon ausgereizt. So ist es z.B. nicht zu erwarten, dass der Aluminiumpreis für die Modulrahmen und die Unterkonstruktion in Zukunft noch signifikant sinken wird. Im Gegenteil. Die Rohstoffe werden eher teurer. Das gleiche gilt natürlich für Edelstahl und das Kupfer, das in den Kabeln verwendet wird. Auch die Montagelöhne werden sicherlich nicht mehr sinken können, will man nicht bei der Qualität deutliche Einbußen hinnehmen. Die Preissenkungen für die Module und die Wechselrichter müssen also in Zukunft die fehlenden Senkungspotenziale bei der übrigen Systemtechnik zusätzlich schultern, damit Solarstromanlagen bei sinkenden Einspeisevergütungen weiterhin verkauft werden können. Man kann sich vorstellen, dass hier irgendwann einmal eine Grenze erreicht sein wird.

Die einzige Möglichkeit hier noch einmal um einen signifikanten Schritt mit dem Preis nach unten zu kommen ist die konsequente Ausnutzung von Synergien. Wenn ein Solarmodul so gebaut wird, dass man es auf einem Dach “ohne zusätzliche Unterkonstruktion” montieren kann und wenn dieses Modul auch nicht mehr kostet als ein “konventionelles” hat man alleine durch intelligente Systemtechnik weitere Kosten gespart. Wenn dieses Modul dann auch noch die Funktion des Daches selbst übernimmt hat man zusätzlich noch die Kosten für das konventionelle Dach gespart und wenn die Montage so einfach ist, dass der Dachdecker in Zukunft statt Ziegeln Solarmodule verlegt und sich nicht mehr um eine korrekte Verschaltung der Module sorgen muss, dann hat man auch bei den Arbeitskosten erheblich eingespart. Wenn das Dach gedeckt wird und die Solarstromanlage dabei sozusagen als Nebenprodukt entstanden ist, waren die Montagekosten der Photovoltaikanlage quasi gleich Null oder reduzieren sich zumindest auf die Verlegung der Leitungen und die Montage und den Anschluss des Wechselrichters.

Leider haben diesen zwangsläufigen Trend offenbar bisher nur wenige Modulhersteller begriffen. Es gibt aber immer mehr Indachsysteme die wir in einer kleinen Marktübersicht einmal zusammenstellen möchten. Die meisten dieser Systeme nutzen allerdings nicht die Module als wasserführende Schicht, sondern setzen nach wie vor auf ein dichtes Unterdach. Die Module sind hier nur so dicht über der Dachfläche montiert, dass der optische Eindruck entsteht, die Module selbst bildeten das Dach. Zwei Systeme seien hier genannt, bei denen dies nicht der Fall ist, wo also das Modul selbst das Dach ist. Das ist zum einen das System von SolarWatt aus Dresden, sowie das System der Solon AG aus Greifswald.

Wir hoffen mit dieser Übersicht den ein oder anderen zu ermutigen sich für ein Indachsystem zu entscheiden und wir möchten hier im Blog gerne eine Diskussion anstoßen, die zu immer besseren und preisgünstigeren Indachsystemen führt.

Diskussion im Photovoltaikforum zum Thema Indach