Zum Blogartikel zur schleichenden Ertragsminderung an Solarstromanlagen der hier vor Kurzem veröffentlicht wurde möchte ich in diesem Artikel noch eine kurze Ergänzung und einen Erklärungsversuch für das beobachtete Phänomen liefern.
Im letzten Artikel wurde ja ein Fall beschrieben, bei dem sich der Verbinder innerhalb der Modulanschlussdose geöffnet hatte und ein Substring des betroffenen Solarmoduls dadurch ausgefallen war. Hier möchte ich jetzt nochmal die Variante beschreiben, bei der sich die Zellverbinder zwischen den Zellen öffnen. Der Effekt ist am Ende ähnlich. Auch hier verringert sich zunächst die Leistung des Modulstranges um ein Drittel eines Moduls (bei Standardmodulen.).
Wir wurden kürzlich zu einem Kunden gerufen, bei dem einige Solarmodule einen Glasschaden aufwiesen. Es wurde vermutet, dass es sich um einen Hagelschaden handelt und wir hatten die Aufgabe dies nachzuweisen oder zu widerlegen. Beim Ortstermin stellte sich schnell heraus, dass Hagel nicht in Betracht kam, da die Glasoberflächen der zerstörten Solarmodule völlig glatt waren.
Es gab keinerlei Einschlagpunkte oder sonstige Hinweise auf von außen einwirkende Kräfte. Stattdessen konnte man deutlich bräunliche Verfärbungen an einigen Zellverbindern beobachten. Die Zellverbinderbändchen leiten den Strom immer von der Rückseite der einen Zelle zur Vorderseite der nächsten Solarzelle weiter. Wenn sich, durch den extremen thermischen Stress den diese Bändchen in einem Solarmodul aushalten müssen, die ohmsche Verbindung im Laufe der Jahre verschlechtert entsteht zwischen den Solarzellen ein Übergangswiderstand. Auf der Kennlinie des betroffenen Modulstranges oder des betroffenen Solarmoduls macht sich dieser erhöhte Widerstand durch einen höheren differenziellen Widerstand und einen flacheren Verlauf der Kennlinie bemerkbar.
Irgendwann ist dieser Widerstand dann so groß, dass sich das betroffene Modul aus der Sicht des Wechselrichters verhält wie ein Modul mit einer Teilverschattung. Bei entsprechender MPP Regelung des Wechselrichters wird er die Spannung herunterziehen und die Bypassdiode des betroffenen Moduls wird immer öfter aktiv. Dies wiederum resultiert in einer verstärkten Wärmeentwicklung der Bypassdiode.
Solange die Bypassdiode aktiv ist, wird allerdings die Spannung an dem hochohmigen Verbinder auf die maximale Leerlaufspannung von 20 Zellen (bei Standardmodulen) beschränkt. Die Bypassdiode wirkt hier quasi wie ein Überspannungsschutz für die Fehlstelle. Wenn nun aber die Bypassdiode der dauerhaften Beanspruchung mit dem vollen Strangstrom nicht mehr gewachsen ist, öffnet sich die Diode und an der Fehlstelle kann eine Spannung entstehen, die groß genug ist um einen Lichtbogen zu zünden.
Es handelt sich hier quasi um die Differenz der Leerlaufspannung des Stranges und der Mindesteingangsspannung des Wechselrichters, die als Zündspannung für den Lichtbogen zur Verfügung steht. Auf dem Dach schein das genauso auch passiert zu sein. Darauf weisen zumindest die Schmauchspuren auf der Rückseite des Moduls hin.
Aufgrund der großen Hitze die dabei entsteht werden dann auch die Frontglasscheiben der Solarmodule zerstört. Der Fehler ist insofern besonders gefährlich, da er zur Entzündung der Rückseitenfolie führen kann, mit entsprechenden Konsequenzen wenn etwas brennbares in der Nähe ist.
Es ist daher wichtig solche Auffälligkeiten an einzelnen Modulsträngen am Monitoring und bei Sichtprüfungen Vorort sorgfältig zu beobachten und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Auch das regelmäßige Messen von Dunkelkennlinien bringt diesen Fehler zum Vorschein bevor es zu spät ist und ein Lichtbogen gezündet hat.
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Top Artikel! Frage dazu: Kann ein Hagelschaden an einem Modul, der nicht rasch genug erkannt wird, auch einen Schaden am WR verursachen? Dass dieser beispielsweise bei Mittags-Spitzenstrom sich dann plötzlich permanent runterregelt bzw. immer wieder kurz komplett abstellt?
Es ist denkbar, dass ein Hagelschaden ein Modulglas schädigt und dann evtl. einen Isolationsfehler auslöst. Der macht sich aber immer morgens bemerkbar, wenn der Wechselrichter nicht zuschaltet, solange die Module noch feucht sind. Ein Abschalten um die Mittagszeit, bei voller Einstrahlung, deutet eher auf eine Überspannung auf der AC Seite (Netzseite) hin. Sowas kommt vor, wenn der Wechselrichter durch die Einspeisung die Spannung nach oben zieht und am Einspeisepunkt evtl. eine Klemme nicht korrekt festgedreht ist. Der zusätzliche Übergangswiderstand bewirkt einen Spannungsabfall, der wiederum den Wechselrichter zu einer Abschaltung wegen zu hoher Spannung bringt. Sowas habe ich schon öfter mal beobachtet.
Vielen Dank für die Antwort! Dieser Fehler tritt bei meiner Anlage aber erst seit dem Hagelschaden auf. Dabei wurde ein einziges PV-Modol aber regelrecht “zerschossen” vom Hagel, so dass sogar die Modulhinterseite Beulen hatte. Das Glas war natürlich vollkommen gesplittert. Daher meine Frage an Sie.
Um Sicherheit zu bekommen, kann man natürlich mal eine Elektrolumineszenzprüfung machen.